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Wüstenlager 5 – M’hamid El GhizlaneZagora - Ouarzazate

Samstag, 15.März 2014

Nach M’hamid El Ghizlane und weiter bis Ouarzazate

Wanderung Lager 4 – M’hamid El Ghizlane: 11,9 km; Autofahrt über Zagora nach Ouarzazate: 261 km

Zum Glück hat sich der Sandsturm nach ein paar Stunden gelegt, an Schlafen war während dieser Zeit nicht zu denken. Obwohl unser Lagerplatz von meterhohen Dünen mit vermeintlicher Windschutzwirkung umringt ist, und obwohl wir unsere Schlafsäcke bis auf ein winziges Atemloch geschlossen hatten, ist der Sand bis in den letzten Winkel gekrochen. Augen, Ohren, Nase, überall befindet sich feiner Sand, zwischen den Zähnen knirscht es.

Heute ist unser letzter gemeinsamer Tag mit Mohamed und seinen Männern. Es ist gar nicht so leicht, in dem geschäftigen Treiben den richtigen Moment für ein Gruppenbild abzupassen, aber irgendwie bekomme ich dann doch noch alle vor die Linse. Am Abend zuvor hatten wir mit Mohamed über die Höhe des Trinkgeldes für die Männer gesprochen. Ein schwieriges Thema: wir wollen weder einen geizigen, noch einen gönnerhaft-herablassenden Eindruck hinterlassen. In diesem Zusammenhang wird uns wieder klar, welch hohen Stellenwert das Essen in der marokkanischen Gesellschaft einnimmt. Denn der Koch sollte nach Mohameds Meinung außerordentlich gut bedacht werden. Ismail hat uns ja auch vorzüglich bekocht, aber ohne die Leistung der anderen Männer wäre dies nicht möglich gewesen.

Die letzten Kilometer bis zurück in die Zivilisation führen uns wieder über große, von Steinen durchsetzte Sandflächen. Nach zwei Stunden erreichen wir die ersten Zeichen menschlicher Aktivität. Landwirtschaftlich genutzte Flächen, Lehmmauern, Bewässerungskanäle. Im Schatten einiger Palmen machen wir Rast. Idir bindet seinen farbenfrohen Chèche neu, der dabei lustig im Wind flattert.

Schließlich erreichen wir M’hamid El Ghizlane, die Ebene der Gazellen. Der Name der Oasenstadt geht vermutlich auf Zeiten zurück, als es hier noch grün war und tatsächlich Gazellen durch die weiten Ebenen streiften. Heute leben noch etwa 3500 Menschen in M’hamid. Die Lehmbauten sind teilweise verfallen, die Gassen staubig und trocken. Die Drâa führt nur noch selten Wasser. M’hamid ist heute in erster Linie Start- oder Zielpunkt für Karawanen in die Wüste.

Am großen Dorfplatz warten schon die Männer mit ihren Dromedaren, unser Auto, das uns zurück in die Zivilisation bringen wird, ist auch schon da. Nun kommt die Zeit des Abschieds. Mohamed, Ismail und Nabil fahren mit uns zusammen weiter bis Ouarzazate, von Youssef, Ibrahim und Idir müssen wir Abschied nehmen. Wenn auch die sprachliche Barriere nähere Kontakte verhindert hat, waren wir doch in den letzten sechs Tagen zu einer kleinen eingeschworenen Gemeinschaft zusammengewachsen. Die drei Männer kehren mit ihren Dromedaren zurück in die Wüste, zurück zu ihren Familien, bis sie das nächste Mal zusammen mit Mohamed wieder eine kleine Gruppe Touristen durch die marokkanische Sahara führen werden.

Wir sind einhellig der Meinung, dass unsere Wüstentour jetzt noch gern zwei, drei Tage länger dauern könnte. Aber übermorgen geht unser Flieger zurück nach Deutschland, und der wartet ganz bestimmt nicht auf uns. So besteigen wir mit Wehmut unser Auto und begeben uns auf den Rückweg. In einem Trockenflussbett machen wir Mittagsrast, es gibt wieder Fladenbrot und viel frisches Gemüse. Die Strecke über Zagora und den Anti-Atlas kennen wir ja schon von der Herfahrt. In Agdz legen wir noch eine kurze Teepause ein, bevor wir am späten Nachmittag unser kleines Hotel in Ouarzazate erreichen.

Bevor Mohamed, der in Ouarzazate lebt, nach Hause fährt, wird uns noch eine besondere Ehre zuteil: er lädt uns für den Abend zu sich und seiner Familie ein. Er lässt uns mit dem Auto im Hotel abholen. Sein Häuschen steht in einer kleinen Siedlung im Nordwesten von Ouarzazate. Man merkt dem Häuschen und seiner geschmackvollen Einrichtung an, dass Mohamed zu den Marokkanern gehört, die es geschafft haben. Seine Frau und die beiden hübschen Töchter warten schon, ein drittes Kind ist unterwegs. Auch Ismail und Nabil sind zugegen. Wir werden ausnehmend gut bewirtet an diesem Abend, Mohamed und seine Frau führen das Zepter in der Küche. Ismail hat heute Pause. Spät am Abend verabschieden wir uns von allen. Lediglich Mohamed und Nabil werden uns am nächsten Tag bis nach Marrakech begleiten.


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