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Wüstenlager 2 – Wüstenlager 3

Mittwoch, 12.März 2014

Zu den Sanddünen des Erg Sedrat / Erg Smar

Wanderung Lager 2 – Lager 3: 20,1 km

Es hat die ganze Nacht hindurch gestürmt, wir sind froh, in die kleinen Zelte umgezogen zu sein. Zwar wurden wir durch das Knattern der dünnen Zeltwand immer wieder geweckt, aber der Sand blieb vor dem Eingang – zumindest größtenteils.

Gegen acht Uhr sind wir abmarschbereit. Unsere kleine Karawane besteht – außer uns – aus Mohamed, Nabil und einem der fünf Dromedare. Die restlichen Männer räumen wie üblich unser Lager und beladen die Lasttiere. Wir werden sie später wiedertreffen.

Anfangs gehen wir über eine unendlich scheinende Ebene, die dicht an dicht mit faust- bis fußballgroßen Steinen übersät ist. Es bläst ein scharfer Wind, wir sind jetzt froh um unseren Chèche, der Wind- und Sandschutz zugleich ist. Mohamed hat seinen langen Djellaba übergestreift. Die Windgeräusche machen jede Konversation unmöglich, so trottet jeder gedankenversunken vor sich hin. Der viele Sand in der Luft lässt die Sonne wie hinter einem Vorhang erscheinen – eine unwirkliche Szenerie.

Ab und an machen wir einen kurzen Halt, Mohamed ist immer darum bemüht, die Gruppe zusammen- und uns bei Laune zu halten. Bei einem dieser Stopps zeigt uns Mohamed, dass es echte Liebe nur zwischen Berbern und Dromedaren gibt.

Nach zwei Stunden Gehzeit treffen wir den Rest unserer kleinen Karawane wieder. Mohamed wechselt ein paar Worte mit den Männern, dann ziehen sie weiter. Gegen Mittag erreichen wir einen Brunnen, der allerdings – so Mohamed - nur salziges Brackwasser birgt.

Langsam geht die Hamada, die Steinwüste, in eine Sandwüste über. Das bekannte Erg Chegaga befindet sich ein paar Kilometer westlich von uns. Ab und zu queren wir ein paar Fahrspuren, die darauf hinweisen, dass hier gelegentlich Autos unterwegs sind. Mohamed hatte uns erklärt, dass wir das Erg Chegaga nicht ansteuern würden. Es gebe dort zwar die höchsten Dünen Marokkos, aber Superlative zögen auch immer Menschen an. Darum gebe es dort eben auch Autos, feste Zeltunterkünfte und zu bestimmten Tageszeiten viele Menschen. Das entspreche nicht seinem Bild von Wüste, er wolle uns an einen Ort führen, wo es fast ebenso hohe Dünen gebe, wir aber unter uns seien. Wir sind froh darum.

Bald erreichen wir unser Mittagslager, das die Männer im Schatten einiger Tamarisken errichtet haben. Der Wind hat nachgelassen, es ist ziemlich warm. Wir lassen uns im Schatten der Bäume nieder, und da das Mittagessen noch nicht ganz fertig ist, döst jeder ein wenig vor sich hin. Mohamed liegt da wie ein Toter.

Gegen halb drei Uhr ziehen wir weiter, diesmal begleitet uns auch Idir mit seinem Dromedar. Bald erkennen wir am Horizont die von Mohamed versprochenen hohen Sanddünen des Erg Sedrat / Erg Smar, die wir gegen fünf Uhr am Nachmittag erreichen. Die Dünen haben in der intensiven Sonne eine rostrote Färbung angenommen. Wenn möglich, umgehen wir die höheren Dünen, aber manchmal lässt es sich nicht vermeiden, sie direkt zu überqueren. Das Gehen im Sand ist von ganz unterschiedlicher Qualität. Hat der Wind den Sand ordentlich verpresst, kann man gut darauf gehen, ohne allzu weit einzusinken. Dort aber, wo im Windschatten Sand abgelagert wurde, versinkt man bis zu den Knöcheln im weichen Sand.

Unser Nachtlager zwischen den Dünen steht schon. Wie von Mohamed versprochen, sind wir unter uns. Es ist gegen sechs Uhr nachmittags, als wir noch einmal eine nahegelegene Düne ersteigen, um von dort den Sonnenuntergang zu beobachten. Aber wir haben kein großes Glück. Die Sonne taucht in einen Dunstvorhang am Horizont ein. Sobald die Kraft der Sonne durch den Sand in der Luft gebrochen ist, wechseln auch schlagartig die Farben der Sanddünen von einem leuchtenden Rostrot zu einem fahlen, kraftlosen Gelbbraun.


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