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Wüstenlager 1 – Wüstenlager 2

Dienstag, 11.März 2014

Durch die Steinwüste des Djebel Bani

Wanderung Lager 1 – Lager 2: 20,4 km

Schon vor dem Morgengrauen sind Youssef und Ibrahim auf den Beinen und versorgen die vier Dromedare. Im Halbschlaf hatte ich bemerkt, dass die beiden Berber, ein paar Schritte abseits unseres Lagers, leise ihr Morgengebet verrichteten. Wir haben gut geschlafen. Für mich gibt es kaum etwas schöneres, als dies unter freiem Himmel zu tun – gutes Wetter vorausgesetzt.

Als wir aufstehen, ist unser Frühstück schon gerichtet. Wir hatten nicht erwartet, ein Rundum-Sorglos-Paket gebucht zu haben, da wir es gewöhnt sind, auf unseren Wanderungen selbst für unser leibliches Wohl sorgen. So beeindruckt uns umso mehr, mit welcher Umsicht und Professionalität Mohamed und seine Männer sich um buchstäblich alles kümmern. Wir fügen uns ins Nichtstun und lassen uns gern einmal verwöhnen. Mohamed, obwohl Chef des ganzen Unternehmens, greift seinen Männern dabei tatkräftig unter die Arme, lässt nicht den Boss heraushängen. Es sei ihm wichtig, so erklärt er uns, dass nicht nur die Touristen, sondern auch seine Helfer zufrieden seien. So empfinden wir es auch als sehr vernünftig, dass alle das gleiche Essen bekommen, für uns keine Extrawurst gebraten wird.

Die Dromedare lagern um eine Plane, auf der ihr morgendliches Futter ausgebreitet ist. Leise Kaugeräusche deuten darauf hin, dass es ihnen schmeckt. Stolz heben sie zwischendurch immer wieder ihre Köpfe und lassen den Blick in die Runde schweifen. Dromedare sind Charakterköpfe, jeder mit einem eigenen Profil.

Als Idir mit seinem Dromedar Amar eintrifft, ist unsere kleine Karawane komplett: vier Touristen, fünf Dromedare, sechs Begleiter. Idir ist ein nordafrikanisch-berberischer Vorname und bedeutet „lebendig“. Der junge Berber mit dem freundlichen Gesicht ist mit Jeans, Hemd und Sandalen modern gekleidet, auf den Berber weist nur sein farbenfroher Chèche hin.

Nach dem Frühstück Lagerroutine: Tische abräumen, Sachen und Zelte verpacken, Dromedare beladen. Letzteres ist meist mit einem unwilligen Knurren und Schnauben der Tiere verbunden. Umso geduldiger tragen sie später stundenlang ihre schweren Lasten. Nur dann, wenn sie in die Knie gehen sollen, um be- oder entladen zu werden, macht sich Unmut breit.

Als unsere Karawane aufbricht, ist es schon ziemlich heiß. Wir gehen durch die Hamada (Steinwüste), die beeindruckenden Tafelberge des Djebel Bani säumen unseren Weg. Vereinzelt treffen wir Akazien und Tamarisken an. Mohamed, Nabil und Idir mit seinem Dromedar begleiten uns, der Rest der Karawane geht seinen eigenen Weg. Gemächlich trottet Idirs Dromedar Amar dahin, wir hinterdrein. Es ist ein beruhigendes und entspannendes Erlebnis, hinter einem Dromedar zu laufen, seinen leise wiegenden Gang, seine samtweich scheinenden Fußsohlen zu betrachten. Amar ist nur leicht beladen und begleitet uns für den Fall, dass Marie-Cécile seine Hilfe als Reitkamel in Anspruch nehmen muss. Amar wird allerdings während der nächsten Tage ein leichtes Leben haben.

Nach etwa eineinhalb Stunden erreichen wir die Oase Diabi im Bett des Trockenflusses Oued L’mhasa. Nach kurzer Rast ziehen wir, dem Bett des Oued L’mhasa folgend, weiter. Mohamed hatte uns darauf vorbereitet, dass wir während der ersten beiden Tage durch die Hamada, die Steinwüste, ziehen würden. Er will uns die beiden unterschiedlichen Gesichter der Sahara zeigen: Stein- und Sandwüste.

Das Bett des Oued L’mhasa ist völlig trockengefallen, nur selten treffen wir auf ein paar winzige Pfützen schmutzig grün-braunen Wassers. Am frühen Nachmittag erreichen wir die vorausgezogene Karawane, die im Schatten einiger Bäume ein Lager für die Mittagsrast bezogen hat. Wieder sind wir überrascht ob des reichhaltigen und vielfältigen Mahls, das Ismail und seine Helfer gezaubert haben.

Nach der Rast ziehen wir weiter und erreichen bald eine ärmliche Ansiedlung, bestehend aus ein paar Mauern und notdürftig zusammengezimmerten Hütten. Zwei Frauen und zwei Kinder leben hier, einige der wenigen noch traditionell lebenden Nomaden. Wir respektieren die Bitte der Frauen, nicht fotografiert werden zu wollen, für die Kinder hingegen sei das kein Problem. Die Frauen bieten selbstgefertigte Kleinigkeiten zum Verkauf an, doch als wir etwas erwerben wollen, verdoppelt die eine der beiden Frauen plötzlich den soeben ausgehandelten Preis. Mohamed rät uns, von dem Geschäft abzulassen.

Langsam verdunkelt sich der Himmel, schwere Wolken ziehen auf. Gegen halb fünf Uhr erreichen wir unser zweites Wüstenlager. Inzwischen weht ein kräftiger Wind, am Horizont fällt Regen, ein Sandsturm zieht auf. Dankbar flüchten wir ins Innere des Essenszeltes. Heute nehmen wir Mohameds Angebot an, in den kleinen Bergzelten zu schlafen. In einem Sandsturm draußen zu lagern, ist nicht wirklich angenehm.


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