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Skógar - Reykjavík - Keflavík

Samstag, 1.September 2012

Am Morgen ist das Wetter eher noch schlechter als am Vorabend. Oberhalb der Kante, über die der Fluss Skóga 60 Meter in die Tiefe stürzt und den Skógafoss (dt. Waldwasserfall) bildet, ist alles von Wolken verhüllt.

Beim Frühstück fällt uns, wie schon gestern beim Abendessen, auf, dass in unseren Trinkbechern stets ein winziger schwarzer Satz zurückbleibt. Er stellt sich als feiner schwarzer Lavasand heraus, der vom letzten Ausbruch des Eyjafjallajökull im Jahr 2010 noch immer in der Luft liegt. An den Sanitäranlagen finden wir später einen schriftlichen Hinweis auf diese Kuriosität.

Wir wandern hinüber zu dem tosenden Wasserfall. Ein frischvermähltes Paar lässt sich vor der grandiosen Kulisse ablichten. Wir nehmen den steilen Pfad, der am rechten Rand des Skógafoss in die Höhe führt. Es ist der Beginn des Weges hinauf zum Pass Fimmvörðuháls und weiter nach Þórsmörk. Wir wollen dem Lauf des Skóga eine Zeitlang folgen. Oberhalb des Skógafoss bis hinauf zum Fimmvörðuháls gibt es etwa 20 weitere Wasserfälle, von denen aber keiner annähernd so mächtig und eindrucksvoll ist.

Es ist neblig und kalt, die Sicht beträgt kaum mehr als 100 Meter, oft weniger. Unsere Entscheidung, die Tour in Þórsmörk, war richtig. Wir erreichen eine Höhe von etwa 430 Metern, bevor wir abbrechen und uns auf den Rückweg begeben. Auf dem Campground nehmen wir noch eine heiße Dusche und brechen unsere Zelte ab. Unser Laugavegur-Trek geht seinem Ende entgegen.

Der Bus, der uns nach Reykjavík bringen wird, ist pünktlich, wie alle Busse bisher. Vor der Abfahrt schaut sich der Fahrer noch einmal gründlich um, auf dass auch kein Fahrgast vergessen werde.

Das System der öffentlichen Busse auf Island erinnert mich an die 50er und 60er Jahre in der DDR. Damals gab es nur wenige private PKWs, so war der Linienbus oft die einzige Möglichkeit, motorisiert von A nach B zu kommen, über Land zu fahren, aus einem entlegenen Dorf in die nächste Kreisstadt zu gelangen. Zum Einkaufen, wie es damals noch hieß, denn in den winzigen Dorfläden konnte man nur das Notwendigste erwerben.

Gelb und kastenförmig oder rund waren sie, diese Omnibusse (lat. für alle), noch nicht diese modernen, windschnittigen, am Computer entworfenen und im Windkanal getesteten Modelle. Bergauf ging es sehr gemächlich zu. Alle zehn Sekunden war ein tiefes Schnaufen des Kompressors zu hören. Mit dem Fahrer konnte man noch ein Schwätzchen wagen, und Fahrgäste, die irgendwo im Nirgendwo zwischen zwei Haltestellen um Mitfahrt begehrten, wurden ausnahmslos aufgelesen. So wie auf Island auch, wo, wie erlebt, der Bus sogar noch einen Umweg fährt, um einen Fahrgast, der draußen in der Einsamkeit des Hochlandes wartet, mit auf die Weiterreise zu nehmen.

Auf der Rückfahrt wiederum kurzer Halt am Seljalandsfoss, dann geht es auf der Ringstraße weiter in Richtung Reykjavík. Irgendwann geht der Nieselregen in Dauerregen über. So wie unsere Reise wettermäßig begonnen hatte, endet sie auch. Im BSÍ-Terminal genehmigen wir uns ein Abendessen und ein paar Bier. Mit einem der letzten Shuttle-Busse dieses Tages erreichen wir den Flughafen.

Nachdem auch dort das letzte Café geschlossen hat, suchen wir uns eine ruhige Ecke, versuchen, ein wenig Schlaf zu erhaschen. Aber das Sicherheitspersonal des Flughafens scheucht uns immer wieder auf. Angelehnt an der Wand zu sitzen, ist erlaubt, ausgestreckt zu liegen hingegen nicht. Verstehe einer die Vorschriften, die irgendwelche Bürokraten am bequemen Bürotisch zwischen zwei erholsamen Büroschläfen ausgeheckt haben. Irgendwie bekommen wir die Nacht herum und besteigen am frühen Morgen unser Flugzeug, das uns zurück nach München bringt.


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