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Emstrur - Þórsmörk

Donnerstag, 30.August 2012

Emstrur - Þórsmörk: 21,6 km / 8h:34m (inkl. Abstecher), 464 m ü.NN -> 229 m ü.NN

Die Nacht muss wieder kalt gewesen sein, am Morgen sind die Zelte mit Raureif überzogen. Nach dem Frühstück führt der erste Weg hinüber zur Markarfljótsgljúfur (dt. Schlucht des Waldflusses), die vermutlich als Folge eines Gletscherlaufs entstand. Vom Rand des eindrucksvollen Canyons bis zu seinem Grund sind es etwa 180 Höhenmeter. Eingerahmt wird er von den Gletscherzungen der Eiskappen Mýrdalsjökull, Eyjafjallajökull und Tindfjallajökull.

Von Emstrur aus starten wir zur letzten Etappe des Laugavegur. Es ist trocken und mäßig warm, ab und zu lässt sich die Sonne blicken. Angenehmes Wetter zum Wandern. Nach kurzer Zeit erreichen wir die enge Klamm des reißenden Gletscherflusses Fremri-Emstruá, eine schmale Holzbrücke führt uns auf die andere Seite. Wir durchqueren den Landstrich Sandar. Westlich unseres Weges taucht die markante Berggestalt Einhyrningur (dt. Einhorn) auf, die uns eine ganze Weile begleiten wird.

Gegen Mittag erreichen wir einen Platz, der nicht nur wegen seiner schönen Lage zum Rasten einlädt: hier wachsen Unmengen wohlschmeckender Blaubeeren. Dieses wohlfeile Angebot der Natur können wir keinesfalls ausschlagen.

Der Weg führt weiter über karge, braune Lavaböden, die ab und an von schwarzem Sand bedeckt sind. Die einzige markante Vegetation besteht aus Grasnelken und Strandroggen. Ein Pärchen Þúfutittlingur (dt. Wiesenpieper) ist so gut getarnt, dass es zwischen Sand und Steinen kaum auszumachen ist. Von Zeit zu Zeit bieten sich Ausblicke in die flacher werdende Schlucht des Markarfljót. Der Weg führt nun geradewegs auf den Gletscher Eyjafjallajökull zu, der im Jahr 2010 den Flugverkehr in Europa wochenlang stark beeinträchtigt hatte.

Vor uns liegt nun noch die Furt des Gletscherflusses Þröngá, die Schlüsselstelle des Laugavegur. Diese stellt sich aber unter den momentan herrschenden Bedingungen als völlig problemlos heraus. Die Þröngá bildet zwar ein breit gefächertes System von einzelnen Flussarmen dar, von denen aber keiner mehr als knietief ist.

Nach der Furt lässt das Birkenwäldchen von Hamraskógar die Nähe von Þórsmörk schon ahnen. An einer Weggabelung entscheiden wir uns für den Campground von Langidalur, der gut als Ausgangspunkt für die Fortsetzung der Tour über den Fimmvörðuháls dient. Doch als wir in Langidalur eintreffen, müssen wir feststellen, dass dort die Saison praktisch beendet ist. Die Hütte, zu der der Campground gehört, wird winterfest gemacht. Ein Polarfuchs treibt sich noch herum, der den Sommer über die Nähe der Menschen gesucht hat, bei denen immer ein paar Brosamen abfallen.

Für uns heißt das, hinüber nach Húsadalur zu wechseln. Dieser Ort wird auch von Bussen angefahren. Ob wir morgen unsere Wanderung über den Fimmvörðuháls bis an die Südküste nach Skógar fortsetzen werden, hängt vom Wetter ab. Momentan frischt der Wind wieder auf, und es ist ziemlich kalt. Bald stehen unsere Zelte, beruhigend summt der Kocher vor sich hin und stellt ein warmes Essen in Aussicht. Ludwig ist heute Maître de Cuisine. Ein Bier bekommen wir auch in der Hütte, so sehen wir dem nächsten Tag gelassen entgegen.


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