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Landmannalaugar - Hrafntinnusker

Montag, 27.August 2012

Landmannalaugar - Hrafntinnusker: 10,7 km / 4h:11m, 644 m ü.NN -> 1070 m ü.NN -> 1015 m ü.NN; Söðull: 1,9 km / 1h:09m, 1015 m ü.NN -> 1150 m ü.NN

Am Morgen herrscht nasskaltes Wetter. Aus tiefhängenden Wolken fällt leichter Sprühregen. Wir frühstücken draußen im Schutz der um die Bänke und Tische neben den Sanitäranlagen errichteten Holzwände. Wir streifen Regenhüllen über die Rucksäcke, verabschieden uns von den Freunden und begeben uns auf die erste Tagestappe.

Der Weg führt durch das Lavafeld Laugahraun und an den Solfatarenfeldern der Brennisteinsalda vorbei. Im Jahre 2004, während unserer ersten Islandreise, sind wir schon einmal in Landmannalaugar gewesen. Damals waren wir auf die Brennisteinsalda gestiegen. Oben angekommen, hatte es uns fast vom Berg geweht, ein solcher Sturm herrschte an jenem Tag. Heute können wir wegen des neblig-trüben Wetters die Farbenpracht der Liparitberge von Landmannalaugar nur erahnen. Ein wenig Sonne wäre schön, würde die Farben zum Leuchten bringen und unsere Stimmung aufhellen, aber dieser Wunsch bleibt uns verwehrt.

Der Laugavegur schraubt sich am ersten Tag bis auf über eintausend Meter hinauf. Oft müssen wir Altschneefelder queren, was aber unproblematisch ist. Schon von weitem kündigt sich Stórihver (dt. Große heiße Quelle) durch lautes Fauchen und Zischen an. Schwaden heißen Wasserdampfs, mit Schwefelgeruch angereichert, ziehen über die Hügel. Dann queren wir eine riesige Ebene schwarzen Lavaschutts, übersät mit schwarz glänzenden Obsidianbrocken. Inmitten dieser surreal anmutenden Landschaft findet sich ein Gedenkstein für einen jungen Israeli, der hier im Juni (!) 2004 in einem Schneesturm die Orientierung verlor und erfror. Und das nur gut einen Kilometer von der rettenden Hütte Hrafntinnusker entfernt. Man sieht sie schon liegen, wenn man die Passhöhe (1100 m) erreicht.

Hrafntinnusker selbst ist kein besonders anheimelnder Ort. Auf etwa eintausend Meter über dem Meeresspiegel gelegen ist das nahezu vegetationslose Terrain den elementaren Gewalten schutzlos ausgeliefert. Die Zeltplätze auf dem schwarzen Lavasand sind von halbmannshohen Mauern aus losen Steinen eingerahmt, als Schutz vor dem ständigen Wind. Wir errichten unsere Zelte, legen die mitgebrachte Plane als Windschutz über die Steinmauer und wandern dann hinauf zum Söðull (dt. Damensattel, 1132 m). Das Wetter klart auf, es kommt sogar die Sonne hervor, auch wenn der Wind eisig bleibt. Es bietet sich ein atemberaubender Blick über die Hochebene, die wir vor wenigen Stunden überquert und wegen der tiefhängenden Wolken kaum wahrgenommen haben. Sogar der Steinhügel mit dem Gedenkstein ist zu erkennen, um den sich gerade ein paar Leute scharen.

Auf dem Rückweg zu unseren Zelten treffen wir eine Gruppe Wanderer mit leichtem Gepäck, sie werden uns in den folgenden Tagen noch des öfteren begegnen. An den Hütten werden sie von ihrer Begleitmannschaft mit bereits errichteten Zelten und einem warmen Getränk empfangen. Trekking light.

Am Abend nimmt der Wind zu, es wird empfindlich kalt. In unseren Schlafsäcken ist es zum Glück angenehm warm.


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