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Reykjavík - Landmannalaugar

Sonntag, 26.August 2012

Busfahrt Reykjavík - Landmannalaugar: 225 km, Wanderung Landmannalaugar: 6,2 km / 03h:02m

Wir müssen früh aus den Federn, damit wir den Acht-Uhr-Bus nach Landmannalaugar bekommen, den einzigen an diesem Tag. Jetzt am Morgen zieren nur ein paar kleinere Wolken einen blankgeputzten Himmel. Kein Vergleich mit dem schweren Gewölk vom Vorabend. Es ist empfindlich kühl, aber das freundliche Morgenwetter lässt hoffen.

Im BSÍ-Terminal von Reykjavík herrscht schon reges Treiben. Von hier aus starten Busse in alle Richtungen des Landes. Die ins Hochland führenden Strecken werden aber spätestens Mitte September eingestellt. Die hochbeinigen Hochlandbusse mit ihren gewaltigen Reifen sind unschwer zu erkennen. Auch unser Bus steht schon bereit.

Wir verlassen Reykjavík auf der Ringstraße Nr.1 in Richtung Südosten. Zu beiden Seiten der Straße befinden sich zahlreiche heiße Quellen, es dampft und brodelt allerorten. Rohrleitungen zeigen an, dass die Erdwärme intensiv genutzt wird. In Hveragerði werden riesige Gewächshäuser geothermal betrieben. Hier werden Gemüse und Früchte, darunter sogar Bananen, angebaut. Island versucht auf diese Weise ein Stückweit autark zu werden.

In Rangárþing ytra gibt es einen kurzen Zwischenstopp, bevor der Bus ein paar Kilometer auf der Ringstraße zurückfährt, bis zum Abzweig der Straße Nr. 26 in Richtung Hochland. Zu beiden Seiten der Straße sind die für Island typischen weißen Plastikrollen zu sehen, die das Heu des Sommers in sich bergen.

Linkerhand taucht die eindrucksvolle Berggestalt des Búrfell (dt. Speisekammerberg) auf, eines fast 700 m hohen Tafelvulkans. Die mächtige Hekla (dt. Haube) zur Rechten macht ihrem Namen alle Ehre: der Gipfel des aktiven Vulkans steckt in einer dichten Wolkenhaube.

Irgendwann geht die asphaltierte Straße, die Landvegur, in eine unbefestigte Piste über, die berühmte Hochlandpiste Sprengisandsleið oder Sprengisandur. Je weiter wir ins Hochland vordringen, desto düsterer wird das Wetter, und irgendwann setzt leichter Regen ein.

Weiter geht es, vorbei an dem Hochlandposten Hrauneyjar und zwischen den beiden Seen Hrauneyjalón und Krókslón hindurch in Richtung Süden. Mitten im Nirgendwo stoppt unser Bus für eine kurze Rast. Es bietet sich ein beeindruckender Rundblick bis hinüber zu den Gletschern Hofsjökull und Langjökull. Schwere Wolken hängen über dem Land, es weht ein eisiger Wind. Ein paar verdorrte Grasnelken klammern sich an den nahezu vegetationslosen, von Lavaschutt bedeckten Boden.

Gegen Mittag erreichen wir, nachdem unser Bus zwei kleinere Flüsse gefurtet hat, Landmannalaugar. Dort wartet schon Karl auf uns. Karl, Ursula und Gabi, Freunde aus Markt Schwaben sind seit drei Wochen mit einem Geländewagen auf Island unterwegs. Zufällig ergab es sich, dass wir uns in Landmannalaugar treffen könnten.

Ursula steht schon in der Küche der Hütte des isländischen Wandervereins und kocht ein Empfangsmahl für uns. Wir bauen unsere Zelte auf und begeben uns dann zu Tisch. Bei einem guten Essen gibt es natürlich viel zu erzählen. Danach hält Karl sogar noch eine Überraschung für uns bereit: die drei haben etwas Rotwein aus ihren Vorräten aufgespart. Da sie selbst sehr gern einen guten Wein genießen, wissen wir dieses Opfer wohl zu schätzen.

Am Nachmittag gehen wir gemeinsam auf Erkundungstour. Wir steigen hinauf zum Gipfel des 940 m hohen Bláhnúkur (dt. Blaukuppe). Der düstere Berg hebt sich deutlich von den goldenen Farben der Umgebung ab. Von oben bietet sich ein fantastischer Rundblick über das gesamte Gebiet von Landmannalaugar. Westlich von uns dominieren Brennisteinsalda (dt. Rauchende Schwefelkuppe) und Laugahraun (dt. Lavafeld) die Landschaft. Der Rückweg zur Hütte führt uns durch die Schlucht Grænagil.

Nach dem Abendessen gönnen wir uns noch ein besonderes Vergnügen, dem der Ort auch seinen Namen verdankt. Landmannalaugar (dt. Die warmen Quellen der Leute vom Land) wurde schon von den Menschen aus dem Bezirk Landsveit als natürliches Bad genutzt. Auch wir tauchen ein in die warmen Quellen, während die Luft draußen empfindlich kalt ist. Von keiner Badewanne der Welt aus hat man einen so grandiosen Ausblick. Der Wind hat sich inzwischen gelegt, durch die Löcher in der Wolkendecke lassen sich sogar einzelne Stellen blauen Himmels ausmachen.


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