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Tag 14: Ísafjörður - Reykjavík

Mittwoch, 8.Juli 2009

Ísafjörður - Flughafen: 12,6 km; Flug Ísafjörður - Reykjavík: 147 km; Stadtrundgang Reykjavík: 4,2 km

Wir sind früh aus den Federn, schließlich wollen wir das Frühstück nicht verpassen. Noch schnell duschen, pünktlich um halb acht sitzen wir erwartungsvoll im Frühstücksraum. Eine Dreiviertelstunde später sind wir so satt, dass selbst mit Gewalt nichts mehr geht.

Wir sind es inzwischen gewöhnt: als wir uns auf den Weg nach Ísafjörður begeben, hängt noch zäher Nebel über der Stadt. Er wird aber bald der Sonne weichen. Unser Flug nach Reykjavík geht erst am Abend, so haben wir heute ausreichend Zeit. Wir schlendern entspannt durch die Geschäfte auf der Suche nach ein paar kleinen Mitbringseln. Mit völlig leeren Händen wollen wir schließlich zu Hause nicht auftauchen.

Im Hafen ist gerade ein großes Kreuzfahrtschiff vor Anker gegangen. Von einigen der Leute, die dem Schiffsbauch entströmen, ernten wir mitleidige Blicke. Wahrscheinlich sehen wir doch etwas mitgenommen aus, aber die Erlebnisse der vergangenen elf Tage kann uns keiner nehmen.

In der Nähe des Hafens befindet sich das Maritime Museum der Westfjorde. Auf der Wiese vor dem Museum liegen Hunderte von gesalzenen Fischlaiben. Aus der Blockhütte schräg gegenüber wehen verführerische Düfte herüber. Nach dem Frühstück waren wir alle der einhelligen Meinung, heute nichts mehr essen zu können, aber diesen kulinarischen Verlockungen können wir nicht widerstehen. Natürlich essen wir fangfrischen Fisch, dazu gibt es ein kühles Viking-Bier. Es bereitet uns diesmal etwas Mühe, aber am Ende bleibt nichts auf den Tellern.

Wir suchen einen Briefkasten, müssen noch ein paar Ansichtskarten einwerfen. Da ist auch schon ein Haus, an dem ein Schild mit der Aufschrift Póstur og simi (Post und Telefon) hängt. Das muss eine Post sein. Die Eingangstür ist nicht verschlossen, wir stehen in einem Vorraum, der allerdings nicht wie der eines öffentlichen Gebäudes anmutet. Aber auf Island ist alles etwas anders. Wir öffnen die zweite Tür und stehen plötzlich in einer Art Wohnzimmer. Zwei Leute springen verdutzt von ihren Stühlen auf, wir sind mindestens genauso erschrocken wie sie. Ich stammle ein paar Worte der Entschuldigung, und kehrtwendend begeben wir uns wieder nach draußen. Auf der Straße müssen wir erst einmal kräftig lachen. Wahrscheinlich war das einmal die Post, und man hat nur vergessen, die Aufschrift zu entfernen. Wie hätten wir wohl reagiert, wenn plötzlich ein paar wildfremde, abgerissene Gestalten in unserem Wohnzimmer gestanden hätten? Später in der Stadt finden wir noch einen richtigen Briefkasten...

Langsam wird es Zeit für uns, zum Campground zurückzukehren. Zelte abbauen, Rucksäcke packen, zum Flughafen laufen. Laufen? Natürlich laufen, wir haben die Rucksäcke fast zwei Wochen über Stock und Stein geschleppt, da werden wir doch vor den paar Kilometern Fußmarsches auf bequemer Straße nicht kneifen. Außerdem sind die Rucksäcke jetzt deutlich leichter und wir selbst besser trainiert.

Gegen 18 Uhr hebt unser Flugzeug in Ísafjörður ab. Da das Wetter noch immer schön ist, haben wir einen interessanten Blick auf die den Ort umschließenden Tafelberge. Vielleicht hätten wir doch noch einen von ihnen besteigen sollen. Das nächste Mal...

Unter uns zieht die Schärenlandschaft des Breiðafjörður und Hvammsfjörður vorbei. Dutzende kleiner, öder, unbewohnter Eilande, kilometerweit von der Hauptinsel entfernt. Plötzlich auf einer dieser Inseln ein einsames Gehöft. Wer hier draußen lebt, muss sich selbst genügen, muss sich sicher sein, dass er dieses abgeschiedene Dasein wirklich will. Im Sommer, bei schönem Wetter - so schön es auf Island eben sein kann - ist es hier sicher traumhaft. Ich liebe einsame Landschaften, aber während der dunklen Jahreszeit hier ausharren zu müssen, kann ich mir nur schwer vorstellen. Aber vielleicht ist es ja auch nur ein Sommerhaus, über das die Winterstürme hinwegfegen, ohne dass irgendjemand Notiz von ihnen nimmt.

Gegen 19 Uhr landen wir auf dem Inlandsflughafen von Reykjavík. Am Busterminal deponieren wir unsere Rucksäcke und begeben uns auf einen Stadtbummel. Die Hallgrimms-Kirche ist leider noch immer eingerüstet, so kann man ihre wahre Gestalt nur erahnen.

Wir laufen die Laugavegur, die berühmte Einkaufsmeile Reykjavíks, hinunter. Obwohl es mitten in der Woche und schon relativ spät am Abend ist, sind die Straßen noch voller Menschen. Die meisten Geschäfte sind geöffnet. Autokorsos quälen sich im Schritttempo durch die engen Gassen. Flanieren auf isländische Art - das kennen wir schon...

Langsam gehen wir zurück zum Busterminal, wir wollen den letzten Shuttlebus dieses Tages zum Flughafen nehmen. Es ist eine Stunde vor Mitternacht. Die Mittsommersonne zaubert einen hellen Streifen Lichts auf das Wasser des Faxaflói. Es heißt Abschied zu nehmen von Island, dem Land aus Feuer und Eis, dem Land der Farben, dem Land der Fjorde und Fjalls knapp unterhalb des Polarkreises.


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