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Tag 13: Hesteyri - Ísafjörður

Dienstag, 7.Juli 2009

Rundwanderung Hesteyri: 9,3 km; Bootsfahrt Hesteyri - Ísafjörður: 32,8 km

Heute ist unser letzter Tag in Hornstrandir. Die Natur legt sich noch einmal so richtig ins Zeug und beschert uns perfektes Wetter. Das Frühstück genießen wir bei strahlend blauem Himmel und Temperaturen um die zehn Grad Celsius, der Wind hat sich gelegt. Allerdings hat uns seit den frühen Morgenstunden ein seltsamer Vogel immer wieder aus dem Schlaf geholt. Mit seinem nervigen Winseln kreiste er über unserem Campground, entfernte sich dann für ein paar Minuten, um just in dem Moment zurückzukehren, als man gerade wieder am Einschlafen war. Ludwig gibt ihm den treffenden Namen "Jammervogel".

Das Boot, welches uns zurück nach Ísafjörður bringen wird, erwarten wir für heute abend gegen sechs Uhr. Wir haben also noch einen ganzen Tag zur Verfügung. Eine Möglichkeit wäre, hinüber zur Bucht Aðalvík zu laufen, jene Bucht, die wir aus Zeitgründen ausgelassen hatten. Die andere Möglichkeit besteht darin, zu der südwestlich von Hesteyri gelegenen Landzunge Sléttunes, auf der sich ein Leuchtturm befindet, zu wandern. Da wir für 16 Uhr unsere Fischsuppe im Old Doctor's House bestellt haben, entscheiden wir uns für Möglichkeit zwei.

Der Weg führt uns über Feuchtwiesen, oft müssen wir sumpfige Stellen weiträumig umgehen. Stellenweise geht der Pfad direkt am Strand entlang. Wir kommen an verfallenen Gehöften vorbei, nur ein paar Holzbalken und die Reste von Grundmauern erinnern daran, dass hier einst Menschen lebten. Im hohen Gras neben dem Weg beäugt uns neugierig ein Alpenschneehuhn. Als wir einen grasigen Bergrücken erklimmen, liegt in einiger Entfernung der Leuchtturm von Sléttunes vor uns. Er ist offensichtlich automatisiert und unbewohnt. Es lohnt sich nicht, deswegen den weiten und wahrscheinlich mühsamen Weg bis auf die schmale Landzunge zu nehmen.

Mittlerweile ist es richtig heiß geworden, die Luft hat sicher über 20 Grad Celsius. Das Wetter lädt zu einer ausgedehnten Pause ein. Um nicht den gleichen Weg zurück nehmen zu müssen, entscheiden wir, querfeldein in Richtung Norden zu gehen, irgendwann müssen wir dann auf den Verbindungsweg zwischen Hesteyri und Aðalvík treffen. Anfangs ist es ein angenehmes Gehen über Matten trockenen Grases, aber danach wird der Weg beschwerlich, wir müssen große Felder losen Gerölls überqueren. Endlich stoßen wir auf den Pfad, der uns hinunter nach Hesteyri bringt.

Wir bauen unsere Zelte ab und packen die Rucksäcke. Gegen 16 Uhr sind wir am Old Doctor's House, die freundliche alte Dame wartet schon. Kurze Zeit später steht eine verführerisch duftende Fischsuppe vor uns. Wir lassen uns nicht lange bitten. Sie schmeckt hervorragend, dazu würde ein Bier besonders gut passen. Der stark beleibte Isländer am Nebentisch öffnet eine Dose köstlichen Gerstensafts nach der anderen, aber wir können nur neidvoll zusehen, es sind seine Privatbestände.

Auch wenn der Aufbruch schwerfällt, wir müssen langsam hinüber zur Bootsanlegestelle. Wir verabschieden uns von den netten Gastgebern und von René, der noch für einen Tag bleibt. Sein Boot geht erst morgen. Um Viertel vor sieben legt unsere Fähre am Steg an, es ist dieselbe Besatzung, die uns vor elf Tagen hergebracht hatte.

Langsam entschwindet Hesteyri unseren Blicken. An der Landzunge Sléttunes macht das Boot kurz Halt und nimmt noch ein paar Passagiere auf. Das Wetter ist schön wie schon den ganzen Tag, aber langsam kriechen die ersten Nebel wieder in die Fjorde. Auf dem Wasser ist es empfindlich kalt. Als wir gegen 20 Uhr in Ísafjörður ankommen, liegt bereits eine dicke Nebeldecke über der Stadt. Unweit des Landungsstegs entdecken wir einen Landrover aus Saalfeld.

Als erstes steuern wir die kleine Kneipe an, vor der wir zu Beginn unserer Reise in der Sonne saßen. Draußen ist es schon zu kalt, so suchen wir uns einen Platz im Innern. Dort gibt es irgendeine Familienfeier, etwa 20 Isländer sitzen um einen großen Tisch, essen, trinken, erzählen. Unser erstes Bier ist schnell getrunken, ein zweites folgt. Langsam meldet sich auch der Hunger, aber wir haben Pech. Es ist bereits Küchenschluss. Also schultern wir unsere Rucksäcke und laufen hinüber zum Edda-Hotel. Auf dem Campground stehen nur wenige Zelte. Jetzt wäre eine warme Suppe, so wie in den Tagen unserer Wanderung, gerade recht. Aber unsere Vorräte sind restlos aufgebraucht. "Noch neun Stunden, dann gibt es Frühstück" meint Micha, der wahrscheinlich am meisten von uns allen unter dem Hungergefühl leidet. Auf das reichhaltige Frühstücksbuffet am kommenden Morgen freuen wir uns alle. Wenn nur die Nacht nicht so lang wäre. Noch acht lange Stunden...


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