Wintertour in der Westlichen/Hohen Tatra

Slowakei

19.-27.Februar 1983

Originalfotos: Praktica MTL-3, ORWO Umkehrfilm UT 18, ORWO Negativfilm NP 20 und NP 27

Digitalisierung: Reflecta ProScan 7200, VueScan Pro 9, Lightroom Classic

An den Dias und insbesondere an den SW-Negativen hat der Zahn der Zeit gehörig genagt, sie haben immerhin fast 40 Jahre auf dem Buckel. Für silberhalogenidbasierte SW-Filme gibt es leider auch keine effektive Möglichkeit der Kratzerentfernung beim Scannen. Trotz der heutigen Ansprüchen nicht mehr genügenden Qualität sind es doch - wie ich finde - schöne Erinnerungsfotos.

Im Februar 1983 starteten wir unseren zweiten Versuch, den Hauptkamm der Westtatra im Winter zu begehen. Es sollte der kürzeste von allen werden.

Dabei hatten wir unsere Hausaufgaben gemacht und versucht, die Fehler unseres ersten Versuchs zu vermeiden. Unsere Rucksäcke waren leichter, wir hatten unsere Ausrüstung optimiert und auf das wirklich Wesentliche beschränkt. Einmal mehr wurde uns aber bewusst, dass man die Natur nicht bezwingen, sich mit ihr allenfalls arrangieren kann.

Den Aufstieg von Jalovec aus auf den Sedlo Pálenica kannten wir vom Vorjahr schon, in der Nähe des Sattels bezogen wir auch unser erstes Biwak. Wir waren zu fünft in drei Zelten, Andreas durfte sein Häuschen allein beziehen.

In der ersten Nacht fing es an, heftig zu schneien. Andi wachte nachts auf und wähnte sich anfangs von einer Lawine verschüttet, so stark hatte der Schnee sein Zelt deformiert. Am darauffolgenden Morgen hatte der Schneefall aufgehört, dafür war das Thermometer auf unter - 20°C gefallen. In allen unseren Zelten sah es aus wie in einer Eishöhle. Obwohl wir u.a. ein supermodernes Tunnelzelt mit uns führten, hatte der Wind den feinen Schnee durch alle Poren und Ritzen gepresst. Das berühmt-berüchtigte Wetter der Westtatra hatte uns wieder einmal die Zähne gezeigt. Wir kochten zum Frühstück einen großen Topf Haferflockenberei. Zu Beginn der Mahlzeit verbrannten wir uns die Zunge, am Boden des Topfes angelangt, war dessen Inhalt schon gefroren.

Angesichts der Unmengen Neuschnees wäre der Weiterweg zu Fuß nicht nur außerordentlich beschwerlich, sondern wegen der Lawinengefahr auch riskant gewesen. So beschlossen wir, nach nur einer Tagestour abzubrechen und für die restlichen Tage unser Glück in der nahegelegenen Hohen Tatra zu versuchen. Beim Abstieg ins Tal auf einer Direttissima über tief verschneidete Steilhänge war uns allen etwas mulmig zumute.

In der Hohen Tatra fanden wir für die erste Nacht eine Bleibe in der Kapitän-Nálepku-Hütte. Ein warmes Bett und die Gelegenheit, unsere nassen Sachen zu trocknen, kamen uns sehr entgegen. Am Morgen war Frank als erster aus den Federn und ein Blick aus dem Fenster veranlasste ihn zu seinem legendären Ausruf "Blauer Himmel (---) Ein Stück wenigstens...". Als wir anderen uns aus den Betten geschält und ans Fenster bemüht hatten, war der versprochene blaue Himmel - ein winziges Loch in der Wolkendecke - schon wieder verschwunden. Aber Frank sollte Recht behalten, uns erwartete ein traumhaft sonniger Wintertag. Und noch heute ist Franks Ausspruch für uns ein geflügeltes Wort und wird zu passender Gelegenheit zitiert.

Wir stiegen weiter zur Téry-Hütte auf, die wir schon von vielen Sommertouren in der Hohen Tatra kannten. Sie ist dort eine der am schönsten gelegenen Hütten. Im Vorraum der Hütte wies man uns einen trockenen Platz zum Schlafen zu, so mussten wir unsere Zelte nicht wieder aufbauen. Wir stellten fest, dass in der Hohen Tatra zwar auch Neuschnee gefallen war, aber bei weitem nicht so viel wie in der Westtatra, was deren Ruf als Wetterküche einmal mehr bestätigte.

In der Hohen Tatra hatten wir noch ein paar schöne, sonnige und erlebnisreiche Tage.

Über diesen Link kann die Karte in Google Maps betrachtet werden.

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