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Cusco - Wayllabamba

Freitag, 15.Juni 2012

Camino Inca, Etappe 1

Unser Bus steht um sechs Uhr vor unserem Hotel in Cusco bereit. Wir verlassen die Stadt in nordwestlicher Richtung. Nach einer halben Stunde erreichen wir bei Chinchero eine Art Hochplateau. Kleine Felder bedecken die hügelige Landschaft. Am Horizont erhebt sich die imposante Kette der Cordillera Vilcabamba, die von der weiß leuchtenden Pyramide des Nevado Salcantay (Berg des Teufels, 6271 m) überragt wird.

Nach etwa einer Stunde geht es serpentinenartig hinunter ins Tal des Río Urubamba und in die gleichnamige Stadt. Auf der Plaza des kleinen Ortes Ollantaytambo legen wir einen Zwischenstopp ein. Letzte Gelegenheit für ein paar Einkäufe.

Unsere Weiterfahrt verläuft tief im Tal des Río Urubamba, zwischen der Cordillera Vilcabamba und der Cordillera Urubamba. Ab und zu kann man einen Blick auf den schneebedeckten Nevado Verónica (5682 m), die höchste Erhebung der Cordillera Urubamba erhaschen.

Bei Kilometer 82 endet unsere Fahrt. Auf dem großen Parkplatz sind wir nicht die einzigen, die sich für den Inka-Trail rüsten. Die meisten aus unserer Gruppe haben einige Sachen an unsere Träger übergeben. Auf einer großen Plane teilen sie die Gepäckstücke untereinander auf. Für die Träger ist es ein willkommener Nebenverdienst, für uns Marscherleichterung. Allerdings habe ich angesichts des Chaos‘ leise Zweifel, dass auch wirklich alles ankommen wird.

Am Startpunkt des Camino Inca gibt es einen Stau. Alle Personalien werden gewissenhaft überprüft, seit einigen Jahren kann man den Trail nur noch organisiert unternehmen. Dann geht es endlich los. Wir überqueren die Hängebrücke über den reißenden Río Urubamba. Auf der anderen Flussseite geht es stetig bergauf. Langsam findet jeder sein Tempo.

Nach zwei Stunden Gehen Rast im Schatten einiger Bäume. An einem Kiosk gibt es Erfrischungsgetränke zu kaufen. Dann erreichen wir die Ruinen von Llactapata. Und kurze Zeit später erleben wir eine kleine Überraschung. Die Träger unserer Gruppe mit ihren leidensschweren Bündeln auf den Rücken (an die zulässigen 15 Kilo kann ich nicht so recht glauben) waren vor uns gestartet. Gelegentlich hatten wir sie überholt, als sie schwer keuchend rasteten. Dann sie wieder uns. Und nun taucht vor uns ein kleines Lager auf, mit einem Essenszelt zum Schutz vor der sengenden Sonne und einem fertigen Mittagsmenü. In grünen Plastikschüsseln steht warmes Wasser zum Waschen bereit. Zuviel des Guten.

Nach der Mittagspause bauen die Träger das kleine Lager in Windeseile ab, packen sich die Bündel auf den Rücken und überholen uns irgendwann im Laufschritt. Gegen halb fünf am Nachmittag erreichen wir unser erstes Lager, das Camp Wayllabamba. Auf einer kleinen Wiese stehen bereits die Küchenzelte und unsere kleinen Bergzelte. Auch die grünen Plastikschüsseln sind schon gefüllt. Und auf einer Plane liegen, säuberlich sortiert, unsere persönlichen Sachen. Ich schäme mich für meine Zweifel. Und ziehe den Hut vor der Leistung unserer Träger.

Nach dem mehrgängigen Abendmenü sitzen wir noch beisammen, um die Ereignisse des ersten Wandertages Revue passieren zu lassen. Die fein ziselierten Schneegrate des Nevado Verónica leuchten in der Abendsonne. Die heutige Etappe war ein entspannter Anfang, morgen wird es deutlich anstrengender werden.


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