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Llachón

Dienstag, 12.Juni 2012

Zu Fuß zum Aussichtspunkt Carus und mit dem Segelboot zurück nach Llachón

Die Nacht war kalt, was in dieser Höhe und bei wolkenlosem Himmel nicht verwundert. Die Häuser der Menschen von Llachón sind einfach, aber sauber. Die Betten allerdings sind gewöhnungsbedürftig. Schwere, handgewebte Decken erdrücken einen fast, so sind wir froh, unsere Daunenschlafsäcke mitgenommen zu haben.

Der erste morgendliche Gang zeigt, dass Montezuma sich nun endgültig ausgetobt hat. Zum Glück, denn in drei Tagen beginnt der Inka-Trail

Es ist ein sonniger, aber sehr kühler Morgen. Von Marina, unserer Gastmutter, bekommen wir einen wunderschönen Blumenkranz geschenkt. Es sind rote Blütenpflanzen, Cantua buxifolia, die Heilige Blume der Inkas und Nationalblume Perus.

Nach einem kräftigen Frühstück brechen wir auf, um zum Aussichtspunkt Carus hinaufzuwandern. Marina kommt mit uns. Sie trägt ein farbenfrohes traditionelles Gewand und führt eine Spindel mit Garn bei sich. Während des ganzen Weges wird sie nebenbei spinnen. Und während wir mit robusten Bergschuhen ausgerüstet sind, stecken ihre nackten Füße in offenen Schlappen.

Wir gehen den Aufstieg auf über 4100 m gemächlich an und stehen nach etwa zwei Stunden auf dem Gipfel. Eine grandiose Landschaft breitet sich zu unseren Füßen aus. Der tiefblaue Titicaca-See wirkt eher wie ein Meer, so riesig ist er. Nicht weit vor der Küste unserer Halbinsel Capachica liegen die beiden Inseln Taquile und Amantani, am östlichen Horizont ragen schneebedeckte Gipfel in den Himmel, die zur bolivianischen Cordillera Real (Königskordillere) gehören.

Marina hat sich etwas abseits niedergelassen, schaut gedankenversunken in die Gegend und spinnt. Wir beschließen, unsere schönen Blumenkränze als Opfergabe auf dem Berg zu lassen, als Geschenk an Pachamama.

Dann steigen wir auf direktem Weg hinunter zur Küste. Den Rückweg nach Llachón werden wir mit Segelbooten zurücklegen, die bereits auf uns warten. Die Boote sind von einfachster Bauart, keine High-Tech-Geräte, und doch erfüllen sie ihren Zweck. Eine etwas wacklige Angelegenheit ist es allerdings schon, und so sind wir froh, wieder festen Boden unter den Füßen zu haben.

Im Gemeindehaus wartet ein aufwendig bereitetes Mittagessen auf uns. Am Nachmittag wandern wir nochmals zum Dorfplatz hinüber, die Feierlaune der Menschen von Llachón ist ungebrochen. Heute stehen Darbietungen von Rössern und Reitern im Mittelpunkt. Als es ans Tanzen geht, werden wir von einem der Dorfbewohner freundlich aufgefordert, uns zu beteiligen. So sind wir Gringos plötzlich mittendrin im Dorfleben. Den Abschluss des Abends bildet ein grandioses Feuerwerk.


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