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Arequipa - Cabanaconde

Freitag, 8.Juni 2012

Von Arequipa zum Cañón del Colca

Unser erster Weg an diesem Morgen führt in die Apotheke. Montezumas Rachefeldzug ist noch in vollem Gange.

Wir verlassen Arequipa in nordwestlicher Richtung. Die Straße Nummer 34A schlängelt sich kurvenreich stetig bergauf. Braune, fast vegetationslose Berge ziehen am Busfenster vorbei. Wir sind in der Pampa Cañahuasi, etwa 3800 m ü. NN. Die Straße führt am Rande der Salinas y Aguada Blanca Reserva Nacional entlang. Kleine salzhaltige Lagunen und in Büscheln wachsende Hartgräser bestimmen das Landschaftsbild.

Während der Busfahrt werden wir von Tine im Kauen von Cocablättern unterrichtet. Das soll die Symptome der Höhenkrankheit lindern helfen. Mir geht es heute gar nicht gut, meine schon den fünften Tag währende Diarrhoe hat eine handfeste Dehydrierung zur Folge. Hinzu kommt die ungewohnte Höhe, auf die uns der Bus zu schnell bringt. So hoffe ich, dass die Cocablätter ein Wunder bewirken.

Plötzlich tauchen in der Pampa rechts der Straße kleine Gruppen äsender Tiere auf. Es sind Vikuñas, eine der vier Kleinkamelarten der Anden und die wilde Urform der Alpakas. Vikuñas stehen heute unter strengem Schutz, ihre Wolle ist die teuerste Naturfaser der Welt und deren Nutzung nur streng limitiert erlaubt.

Später werden wir noch Alpakas und Lamas sehen. Letztere sind die domestizierte Form der nur noch selten anzutreffenden Guanakos. Die Wolle der Lamas ist nur bedingt zur Textilherstellung geeignet. Lamas dienen in erster Linie als Lasttiere, ihr Dung als Brennmaterial. Das Haarkleid der Alpakas hingegen liefert, je nach Herkunft und Verarbeitung, sehr feine und teure Wolle.

Wir erreichen Patahuasi, Oase und Kontrollpunkt auf knapp 4000 m ü. NN. Die beiden Vulkane Nevado Chachani und Misti, die unsere Fahrt seit Arequipa begleiten, thronen über der vegetationsarmen Pampa. Frauen in farbenfrohen Gewändern bieten handgefertigte, traditionelle Textilien zum Kauf an. Wir trinken einen sehr schmackhaften und anregenden Tee, der aus Cocablättern und Andenminze (Munia) zubereitet wird.

Die Straße schraubt sich kurvenreich weiter in die Höhe. Bald erreichen wir den höchsten Punkt unserer gesamten Reise, den Patapampa-Pass, 4910 m ü. NN. Am Mirador de los Volcanes hat man einen fantastischen Blick auf die Vulkane Sampato (6288 m) und Sabancaya (5976 m). Auch hier haben Frauen bunte Tücher und Gewänder auf provisorischen Steinmauern ausgebreitet. Die Luft ist jetzt schon spürbar dünn.

Auf uns wartet nun eine besondere Attraktion: wir werden die knapp 1300 Höhenmeter vom Pass bis hinunter nach Chivay mit dem Mountainbike zurücklegen. Helm, Mütze und Handschuhe sind unverzichtbar, es ist empfindlich kalt. In kühnen Windungen schlängelt sich die Bergstraße bis hinab ins Tal, an dessen Hängen zahlreiche terrassierte Felder kleben. Eineinhalb Stunden dauert die Fahrt bis nach Chivay, unterbrochen von mehreren Fotostopps.

In dem kleinen Ort Chivay (3650 m ü. NN) legen wir eine Mittagspause ein. Auf dem liebevoll angelegten zentralen Platz beobachten wir interessiert das bunte Treiben. Ein kleiner Junge zieht vorbei, mit einem Alpaka im Schlepptau. Eine Indio-Frau mit ihren drei Kindern lässt sich für ein paar Soles bereitwillig fotografieren.

Bis nach Cabanaconde, unserem Tagesziel, sind es noch knapp 60 Kilometer. Die Straße folgt dem Verlauf des Tals, das der Río Colca in knapp 100 Millionen Jahren geschaffen hat. Anfangs säumen zahlreiche terrassierte Felder die beiden Flussufer, später werden die Wände des Canyons steiler und höher, so dass keine Landwirtschaft mehr möglich ist. Am Cruz del Cóndor machen wir kurz Halt, hier kann man mit ein wenig Glück Kondore beobachten; im Moment sind aber keine in Sicht. Gegen 22:30 Uhr, als es schon lange dunkel ist, erreichen wir unser kleines Hotel La Posada del Conde in Cabanaconde.


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