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Tag 7: Hornbjarg

Mittwoch, 1.Juli 2009

Wanderung Látravík - Hornbjarg und zurück: 11,7 km

Heute wollen wir zum Horn. Gegen elf Uhr brechen wir auf. Am Himmel hängen schwere Wolken, es sieht nach Regen aus. Ich bin froh, dass ich heute keinen schweren Rucksack schleppen muss. Das Antibiotikum gegen meine Erkältung hat zwar geholfen, aber wirklich gut geht es mir noch nicht.

Kurz hinter der Bucht Látravik ergießt sich ein malerischer Wasserfall ins Meer. Intensive Rot- und Grüntöne zieren das nasse Gestein. Unter dem Wasserfall haben sich große Mengen Treibholzes versammelt.

Der Weg führt uns vorbei am Dögunarfell über den Pass Almenningaskarð. Dort öffnet sich der Blick auf Hornbjarg und die Steilklippe Kálfatindar. Sie ist die höchste ihrer Art auf Island, 534 Meter fällt sie steil ins Meer hinab. Üppig mit Gras und Moos bewachsene Hänge steigen nach Westen hin an, zuerst sanft, später sehr steil, um dann abrupt in einer scharfen Abbruchkante zu enden, die aussieht, wie mit einem Messer geschnitten. In den Steilklippen tummeln sich unzählige Wasservögel: Tordalke, Trottellummen, Küstenseeschwalben, Eismöwen. Nur Papageitaucher können wir nicht ausmachen, so wie der Leuchtturmwärter es prognostiziert hat.

Der weitere Wegverlauf ist unklar, so suchen wir uns diesen wieder einmal selbst. Die weit ins Meer hinausragenden Felszacken Eilifstindur, Hólmur, Lambateigur, Rani lassen wir rechts liegen und halten auf den Kálfatindar zu. Über einen steilen Grashang arbeiten wir uns, zum Teil auf allen Vieren, mühsam nach oben. Vorsichtig nähern wir uns der Abbruchkante und damit dem Gipfel des Kálfatindar. Hier ist erhöhte Aufmerksamkeit geboten, denn man weiß nie, wie weit die Kante durch Wind, Wetter und Wasservögel unterhöhlt wurde. Bäuchlings schieben wir uns langsam an die Kante. Es bietet sich ein atemberaubender Tiefblick, über 500 Meter bis zur Wasseroberfläche. Tief unter uns kreisen mit lautem Geschrei zahllose Wasservögel auf ihrer Suche nach Futter.

In nördlicher Richtung ist das eigentliche Horn zu sehen. Es ist nicht so hoch wie der Kálfatindar, der Weg dorthin führt über einen breiten Rücken. Unter uns liegt der See Miðdalsvatn, er dient den Wasservögeln als große Badewanne. Aus ebendiesem Grund hatte der Leuchtturmwärter davon abgeraten, von seinem Wasser zu trinken. Uns gegenüber, hinter der Bucht von Hornvík, liegt eine eindrucksvolle Bastion, die gewaltige Steilklippe des Hælavíkurbjarg.

Der Himmel ist noch immer dunkel und drohend, aber es scheint trocken zu bleiben. Nach einer kurzen Rast machen wir uns über einen grasigen, von Steinen durchsetzten Grat an den Abstieg. Wir haben beschlossen, nicht mehr bis zur letzten Spitze zu gehen, sondern in einem Bogen zurück nach Látravik. Als wir wieder am Pass Almenningaskarð ankommen, reißt die Wolkendecke sogar für kurze Zeit auf und gibt die Sonne frei. Sofort wirkt die Landschaft viel freundlicher.

Gegen sechs Uhr sind wir zurück in Látravik bei unseren Zelten. Nach dem Abendbrot nutzen wir noch einmal die Gelegenheit zu einem kühlen Bier.


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