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Tag 5: Bolungarvík - Smiðjuvík

Montag, 29.Juni 2009

Wanderung Bolungarvík - Smiðjuvík: 8,7 km

Am Morgen hängen tiefe Wolken über den Bergen, aber es regnet nicht. Noch nicht. Nach dem Frühstück gehen wir hinüber zum Wohnhaus, um unsere Schulden für die Benutzung des Campgrounds und das Bier zu begleichen. Dann machen wir uns auf den Weg, wir wollen heute bis in die Bucht Smiðjuvík kommen. Dazu müssen wir zwei Pässe überqueren, den Göngumannaskarð, etwa 370 Meter hoch und den etwa 100 Meter niedrigeren Smiðjuvíkurháls. Zwischen beiden Pässen geht es wieder auf Meereshöhe hinunter. Die Höhenunterschiede klingen lächerlich im Vergleich zu denen, die man gewöhnlich in den Alpen zu überwinden hat. Aber mit schwerem Rucksack und bei oft weglosem Gelände relativiert sich alles.

Mir geht es heute nicht besonders gut, der Infekt kommt langsam zum Ausbruch. Mühsam quäle ich mich den Anstieg zum ersten Pass hinauf und bremse den Rest der Gruppe aus. Oben ist es ziemlich kühl, außerdem fängt es an, leicht zu regnen. Der Abstieg vom Pass geht wieder über Stock und Stein. Unten im Talgrund ist zu erkennen, dass wir den Fluss Barðsvíkurós noch werden furten müssen.

Der zweite Pass ist etwas niedriger und der Anstieg weniger steil. Immer wieder regnet es leicht. Von der Passhöhe sieht man unser Tagesziel, die Bucht Smiðjuvík, schon liegen. Wir stellen unsere Zelte windgeschützt hinter einem kleinen Hügel auf, der die Reste eines alten, schon völlig verfallenen Gehöfts birgt. Wieder einmal erweist sich unsere Plane als sehr segensreich. Wir spannen sie zwischen den Zelten und haben so einen geräumigen, windgeschützten und vor allem trockenen Platz zum Kochen und Essen. Inzwischen regnet es nämlich stärker.

Wir sind gerade mit dem Essen und unserem Tee fertig, als wir zwei Wanderer vom Pass herunterkommen sehen. Es sind die zwei jungen Frauen vom Vortag. Zum Schutz vor dem Regen, den sie unbeeindruckt hinnehmen, haben sie Ponchos übergestreift. Wir kommen ins Gespräch. Sie sind aus Reykjavík und wollen die gleiche Strecke gehen wie wir. Viele Leute seien auf diesem Wegstück nicht unterwegs, meinen sie. Das ist auch unser Eindruck. Leider können wir den beiden nicht einmal einen heißen Tee anbieten, wir könnten zwar einen kochen, aber sie wollen noch weitergehen. Hell ist es schließlich die ganze Nacht, und der Regen scheint die zwei wirklich nicht zu stören. Wir wünschen ihnen viel Glück für ihren Weiterweg, und bald sind sie unseren Blicken entschwunden.

Vor dem Schlafengehen nehme ich noch ein Antibiotikum gegen den Infekt. Ich hoffe, der nächste Tag wird besser. Aber zunächst einmal trommelt der Regen heftig gegen die Zeltwand. Da ist es beruhigend, in einem warmen, trockenen Schlafsack zu liegen.


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